Hofmusik in der Greifswalder Südstadt
Wohnungsbau-Genossenschaft Greifswald macht Bewohnern ein ganz besonderes Geschenk
Man könnte die Szene fast idyllisch nennen: Die Nachmittagssonne erhellt das Frühlingsgrün der Bäume am “Kiek In” im Fritz-Curschmann-Weg in Greifswald, rundherum ist es still.
Im Innenhof des WGG-Wohnquartiers in der Greifswalder Südstadt stehen der Musiker Torsten Marx mit seiner Tochter und spielen alte und neue Hits. Dass das kleine Konzert unter Pandemiebedingungen stattfindet, ist nur am Sicherheitsabstand ablesbar, in dem die Musiker sich positioniert haben – und daran, dass ihre Zuhörer, in gebührender Distanz der Musik lauschen. “Wir versuchen mit dieser Aktion gerade den Risikogruppen wieder etwas Freude zu schenken”, sagt Veranstalterin Mandy Schmidt von der WGG. “Ich organisiere sonst Tanzveranstaltungen, Lesungen und Reiseberichte. Da das aktuell nicht stattfinden kann, haben unser Musiker und ich uns für diese Aktion entschieden.“
Ohne Corona-Krise würden das Vater-Tochtergespann wohl nicht hier zusammen musizieren können, da die Auftragsbücher vor Corona gut gefüllt waren. Mit den Beschränkungen hat sich das geändert und nun versuchen Sie die freigewordene Zeit sinnvoll zu gestalten. „Ein Musikerkollege brachte mich auf die Idee den Menschen ein Ständchen zu bringen, die besonders stark gefährdet und von der Außenwelt abgeschirmt sind. Ich spiele eigentlich Musik zum Tanz-Tee im Kiek In und merke immer wieder das man mit Musik viele Leute erreicht“, sagt Torsten Marx. „Es hat mich gefreut, dass auch die WGG von meiner Idee begeistert war und wir die Aktion schnell umsetzten konnten.“
Wie gefährlich Covid-19 für alte Menschen ist, hat man aus den Medien täglich erfahren. Gerade Seniorencentren und Pflegeeinrichtungen haben Besuchsmöglichkeiten stark eingeschränkt. Auch an Ostern waren Familienbesuche nicht erlaubt. Aus dieser Not haben Musiker in ganz Deutschland seit Beginn der Krise eine Tugend gemacht. An zahlreichen Orten treten Solomusiker mit Gitarre, Keyboard oder Saxofon für Heimbewohner auf. Die Gesundheitsämter sind kooperativ, Heimleitungen und Heimbewohner dankbar für die Abwechslung.
Die Resonanz unter den Bewohnern der Greifswalder Südstadt sei schon bei der Ankündigung des Konzerts großartig gewesen, berichtet Mandy Schmidt. Überhaupt hätte man die Zeit der Isolation bisher anständig gemeistert, die Stimmung sei insgesamt gut. Die Konzerte werden sich wohl für die Dauer der Kontaktsperre deutschlandweit zur festen Einrichtung entwickeln, selbst wenn sie, um größere Publikumsansammlungen zu vermeiden, in der Regel nur intern angekündigt werden. Denn sie bedeuten nicht nur für die Zuhörer eine Abwechslung. Auch für die Musiker selbst sei es schön, nicht immer nur allein zu Hause vor sich hinzuüben, sagt Torsten Marx: “Es macht einfach mehr Spaß, vor Publikum zu spielen. Dass die Menschen ein bisschen weiter weg sitzen, ist ja egal.”
Was die kommende Zeit bringt ist aktuell noch ungewiss. Eins ist sicher, versichert uns Mandy Schmidt: „Die Aktion war für uns ein Erfolg und wir werden versuchen auch in anderen WGG-Wohnquartieren dieses möglich zu machen.“