WO WIR WOHNEN Frühling 2022

12 NACHBARSCHAFTSHILFEVEREIN Was ist das Besondere an ihm? Bernd, der in diesem Jahr 75 Jahre alt wird, ist ein ruhiger, freundlicher und humorvoller Mensch. Dazu kommt, dass er als ehrenamtlicher Helfer im Verein eine unerschöpfliche Einsatzbereitschaft zeigt und voller Ideen steckt wenn es gilt, Neues in Angriff zu nehmen oder Höhepunkte des Vereinslebens mitzu- gestalten. Man schaue sich nur die Ge- staltung des Nachbarschaftstreffs Rigaer Straße 10 an. Da steckt Herzblut drin! Die Bilder an den Wänden, die Musikan- lage, die Tische mit Blumen oder kleinen Gestecken, die gut ausgestattete Küche … Und nicht zuletzt werfe man einen Blick darauf, wie viele unterschiedliche niveauvolle Veranstaltungen in den letzten Jahren in diesem Nachbarschaft- streff stattfanden! Glück gehabt mit dem Lebensweg Seit 1989, als er mit seiner Familie aus Karlshagen/Usedom nach Greifswald zog, wohnt Bernd in einer Genossen- schaftswohnung. Vor kurzem zog er in eine Wohnung im Neubau Karl-Krull- Straße. Die Strapazen des Umzuges sind noch nicht vergessen. Der Körper verlangt nun nach etwas mehr Zuwen- dung, meint er nicht ohne Kummer. Aber fragt man ihn nach den wichtigs- ten Stationen seines Lebens, hellt sich sein Gesicht auf. Ich habe Glück gehabt mit meinem Lebensweg. Eine Leiden- schaft wurde zum Beruf. Und dann, mit der Rente, konnte ich dank der WGG die mir wichtigen Dinge als Hobby fortführen. Seine organisatorischen Fähigkeiten wurden gebraucht Als Stahlbauschlosser mit Abitur aus Jo- achimsthal, der Dialekt dieser Randber- liner Gegend klingt bei ihm heute noch gut, zeigte er früh seine kulturelle Nei- gung. Den Stadtjugendklub mit aufzu- bauen, war eine spannende Herausfor- derung für ihn. Seine organisatorischen Fähigkeiten wurden gebraucht. Später, bei der Marine, nachdem der Einsatz zur See vorüber war, betraute man ihn mit der Aufgabe des Klubhausleiters. Die Jahre zuvor war er schon im Klubhausrat aktiv. Als es dann für ihn noch möglich wurde, Kulturwissenschaften an einer Fachschule zu studieren, konnte er sich nichts Besseres für sein Leben vorstel- len. Nach 14 Jahren in der Armee blieb er Leiter des Standortclubhauses, nun als Zivilist. Er war in seinem Element, wenn er bekannte Künstler der DDR-Un- terhaltungskunst in sein Klubhaus holen konnte. Er lernte viele Künstler und Agenturen kennen, und man kannte ihn. So wurde in seinem Klubhaus mehr möglich als anderswo. Dann, kurz vor dem Ende der DDR, er hatte„sich einen Namen gemacht“, holte ihn die Konzert- und Gastspieldi- rektion Rostock, damit er für sie Auftritte bekannter und beliebter Künstler und Bands organisierte. Nach der Wende stellte ihn die Stadt Greifswald ein, damit er für sie das gleiche tue. Und schließlich, er war Rentner geworden, dachten sich Vorstand der WGG und des Nachbarschaftshilfevereins, der Bernd Lindow wäre doch gut geeignet für die kulturelle Seite des Vereins. Ein Glücks- griff, wie gesagt! Kulturelles Leben in der Rigaer Straße 10 Bernd brachte seit 2014 ein vielseitiges kulturelles Leben in den Nachbar- schaftstreff Rigaer Straße 10. Nachdem die Räumlichkeit bestens ausgestattet war, ging es los. Es wurden Referenten eingeladen, die spannende Vorträge (Musik- und Kulturgeschichte, Reise- berichte u.v.m.) hielten und es gab Tanzveranstaltungen und Beiträge zu den Greifswalder Kulturnächten. Nicht zu vergessen die Bilderausstellungen oder auch Kochveranstaltungen. Bernd Lindow war nicht nur Vermie- ter für andere (Selbsthilfegruppen, Akkordeongruppe, Greifenfedern und Bücherfreunde) – nein, ein sehr entgegenkommender Gastgeber war er. Technik und Bestuhlung waren zumeist schon vorbereitet, wenn die Gruppen kamen. Und dann kam Corona Es war auch eine Zeit, wo Bernd darüber nachzudenken begann, wie lange kann er die zeitliche und körperliche Belas- tung durch dieses Ehrenamt eigentlich noch aushalten. In Beratungen mit dem Vereinsvorstand und der WGG kam die Entscheidung, dass künftig – ab Juni 2022 – der Nachbarschaftstreff in der Rigaer Straße 10 durch Mitarbeiter der Genossenschaft verwaltet und vermie- tet werden soll. Auch Bernd hatte dem zugestimmt – ganz im Sinne von Joachim Ringelnatz, dem Schriftsteller:„Ein Rauch verweht, / Ein Wasser verrinnt, / Eine Zeit vergeht, / Eine neue beginnt.“ Vielleicht, denkt Bernd Lindow, könnte er doch noch mal eine Ausstellung zur Musik oder Malerei in der Rigaer Straße 10 machen. Auf alle Fälle will er dem Nachbarschaftshilfever- ein noch zur Verfügung stehen. Mit Bernd Lindow hat der Nachbarschaftshilfeverein das große Los gezogen. Ich täusche mich sicher nicht, wenn ich behaupte, dass der Vorstand des Vereins und die Mitglie- der, die Bernd kennen, geschlossen hinter dieser Aussage stehen. 13 EIN MANN DER TAT Text von Uwe Durak, Vorstands- mitglied des Vereins der Nach- barschaftshilfe WGG e.V.

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